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  Seite 3/5
Vorwort

Aus:
Loving The Alien, Seite 5-16

Von Diedrich Diederichsen

Martin Luther Kings zurück in die Zukunft führt. Tobias Nagl, Autor und DJ aus Hamburg rückte in seinem Statement die kulturpolitische Rolle der Konferenz zurecht und würdigte umfassend Rezeption und Umfeld. Warum kann man in so großem Rahmen über afrodiasporische Science Fiction reden und andererseits die Realität der Flüchtlinge auf den Containerschiffen im Hamburger Hafen unberührt an sich vorbeiziehen lassen? In seinem hier veröffentlichten Beitrag verknüpft er diese und andere Diskussionspunkte, die sich aus der Konferenz ergaben, mit einer kritischen Bestandsaufnahme vor allem der einschlägigen Science-Fiction- Filme und ihrer akademischen Rezeption.
         Wie George sprach auch Kodwo Eshun, in diesen Tagen gefeierter britischer Autor von More Brillant Than The Sun, von einer Gegengeschichte schwarzer Musik – gegen die humanistische Fixierung auf die Menschlichkeit, das Soziale und die Straße als den Ort schwarzer Musik und für eine Geschichte der Erfindungen, Fiktionen und Sounddichtungen. Er spricht von »Klangfiktionen«, »Sonic Fictions«, einem Schlüsselbegriff der Diskussionen rund um die Konferenz. Eshun ergänzte den Afro-Futurismus um das aquatische Element. Nicht nur im outer space des Weltraums, sondern auch in Atlantis und in Unterwasser-Mythen spielen genau jene Geschichten der afrikanischen Diaspora, die sich einerseits tatsächlich aus afrodiasporischen Erfahrungen herleiten lassen und andererseits heutige elektronische, instrumentale Musik prägen. Eshun hob hier besonders das rätselhafte, nicht gerade öffentliche Kollektiv Drexciya hervor. Sein erweiterter Beitrag, der in einer geringfügig anderen Version auch von The Wire gedruckt wurde, erscheint hier als Geschichte vor allem dieser Gruppe. Vor Eshun hatte auf dem zweiten Panel Renée Green den Abend mit einem close reading von Octavia Butlers Roman Kindred und des von Charlton Heston dargestellten "Omega Man" eröffnet. Green, bildende Künstlerin aus New York mit größeren Ausstellungen u.a. in Los Angeles, New York, Köln, Wien, Amsterdam, Antwerpen und Berlin, arbeitete in ihren letzten Produktionen an biographischem Material und Kategorien der Erinnerung ("Partially Buried") und lokalisierte das Thema der Veranstaltung vor allem in persönlichen und kollektiven Sehnsüchten nach und Begeisterungen für den Space-Enthusiasmus der 70er Jahre. Diese hatten ja solche Sehnsucht mit der Erfindung der „Sehnsucht als Nostalgie“ erst zum Thema und zur Ware gemacht. Der New Yorker Journalist Greg Tate, der ebenfalls zu den Pionieren der Beobachtung afro-futuristischer Phänomene gehört und neben Green und Gilroy auch schon an Yo! Hermeneutics beteiligt war, trug einen Auszug aus seinem Roman-in-progress als Performance-mit-Musik vor, teilweise in Zusammenarbeit mit der New Yorker Autorin und Performerin Bahiyy Maroon. Für diesen Band hat Tate ein anderes Kapitel des Romans ausgesucht. Maroon konnte aus technischen Gründen ihren ebenfalls belletristischen Beitrag leider nicht zur Verfügung stellen. John F. Szwed ist Professor für afrikanische und afro-amerikanische Literatur in Yale und ein profunder Kenner des 60er Jahre Jazz wie auch vieler anderer Musikszenen. Der Biograph von Sun Ra schloß sich an diesem Abend nur mit einem kurzem Statement an, um am nächsten Tag, der vor allem den Filmprogrammen – u. a. John Sayles Brother From Another Planet, The Last Angel Of History von John Akomfrah, The Man Who Fell To Earth von Nicholas Roeg – gewidmet war, Sun Ra und seine Rolle in der Produktion und Konzeption des Films Space Is the Place umfassend zu würdigen. Der Vortrag ist in diesem Band dokumentiert. Der in New Yorks Columbia University tätige Ethnologe Drew Walker untersuchte anläßlich des Films Cocoon weitere Alien-Allegorien, die er mit einem Mallarmé-Gedicht, Benjamins "Trauerspiel" -Buch und einer Betrachtung der Begriffe Alzheimer und Senilität und den damit verbundenen Praktiken im Kulturvergleich verknüpfte. Und Ralph Christoph, seinerzeit Redakteur von Spex, heute freier Autor und Medienschaffender, widmete sich der Space- und Alien-Ikonographie in der Cover-Gestaltung zeitgenössischer, vor allem elektronischer schwarzer Musik. Der Beitrag von Christoph konnte aus technischen Gründen hier nicht erscheinen. Stephan Andriopoulos studiert in Hamburg und lieferte wie Walker nachträglich einen Beitrag, der das Thema um eine wichtige politisch-texttheoretische Lesart des Aliens und seiner Abwehr in der Rede von den durchlässigen Grenzen und deren Verwerfung zwischen Harold Bloom und der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze öffnete.
       Zu den inhaltlichen Zielsetzungen der Veranstaltung "Loving The Alien", wie wir sie vor der Veranstaltung verstanden haben, verweise ich gerne auch auf meinen Beitrag in diesem Band, eine erweiterte Fassung des am Eröffnungsabend in englischer Sprache gehaltenen Vortrags. Das Ziel bestand u. a. darin, sich selbst über die vielfältigen Ursachen,

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Loving The Alien
Diedrich Diederichsen (Hg.)
Science Fiction, Diaspora, Multikultur
224 Seiten
1. Auflage 1998
ISBN: 3-89408-076-0
Preis: € 18   sFr 33 
(zzgl. Porto+Versand)
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