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Auf die Strasse, Tage des Zorns

Aus:
Woher der Wind weht, Seite 39-57

Von Ron Jacobs

der Umstände geworden waren, hieße, die Bourgeoisie ungeschoren davonkommen zu lassen, hieße also etwa, Präsident Nixon trage keine Verantwortung für die Fortsetzung des Vietnamkriegs.[13]
Zu Beginn des Herbstes 1969 stürmte eine Gruppe von Weatherman ein Treffen an der Universität in Boston, das einberufen worden war, um Antikriegsaktionen für die beiden landesweiten Protesttage zur Beendigung des Kriegs in Vietnam am 15. Oktober und am 15. November vorzubereiten. Weather verbarrikadierte die Türen und beschimpfte die Anwesenden als Konterrevolutionäre und Schweine, weil sie die Ziele der Gruppe kritisierten und die geplanten Tage des Zorns in Chicago nicht unterstützten.[14]
Eine weitere Aktion des Bostoner Weather-Kollektivs war ein Anschlag auf das Center for International Affairs der Harvard Universität. Dieses aus Regierungsmitteln finanzierte Institut betrieb Militärforschung und wurde von Benjamin Brown geleitet. Die Mitglieder von Weather »brachen in das Gebäude ein, hängten die Fahne des Vietcong aus dem Fenster«, verprügelten Brown und einige seiner Kollegen und verschwanden dann. Drei Leute von Weather – Eric Mann, Henry Olson und Phil Nies – wurden später für den Überfall angeklagt.[15]
Die Formel »wer das Spiel der Pigs spielt...« erwies sich für Weatherman als größerer Fehler als die meisten anderen theoretischen Verrenkungen. Dies gilt insbesondere für die Unterschätzung der erstarkenden Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegung unter GIs. Bislang hing jede Revolution wesentlich von der Unterstützung durch die einfachen Soldaten ab. In revolutionärer Überstürzung stellte Weatherman ein Ultimatum, ohne an den ökonomischen und sozialen Druck zu denken, unter dem Soldaten und Wehrpflichtige, denen eine Einberufung drohte, standen: »Dreh dein Gewehr um oder du bist der Feind«.[16]
Letztlich hieß das, GIs sind Pigs, solange sie nicht das Gegenteil beweisen. Carl Davidson, ein Anhänger von RYM II, kritisierte diese Linie mit dem Hinweis, daß die FNL in Vietnam, eines der Vorbilder von Weather, bezeichnenderweise nicht ein einziges Mal in dieser verbalen Schärfe GIs umschrieb, obwohl Grund dazu bestand.[17]
Die politischen Vorstöße anderer linker Gruppierungen zeigten, wie weit sich Weatherman bereits von der restlichen Bewegung entfernt hatte. Etwa zum gleichen Zeitpunkt druckte die Parteizeitung der Black Panther Party wöchentlich Artikel über die radikale Bewegung in der US-Armee und veröffentlichte Briefe an GIs, um deren Unterstützung zu gewinnen. Andere antiimperialistische Organisationen druckten Flugblätter, um sie unter GIs bei Demonstrationen in der Nähe militärischer Einrichtungen zu verteilen. Diese Flugblätter waren freundlich formuliert und nannten gewöhnlich Telefonnummern und Adressen von Gruppen oder Einzelpersonen, die von Nutzen für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer sein konnten. Neue Leute zu organisieren, hieß für Weather zu dieser Zeit hauptsächlich, Jugendliche für die Aktionen in Chicago im Oktober zu interessieren. Gewöhnlich versuchte Weatherman durch bloße Präsenz Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Diejenigen, die sich für ihre Ziele interessierten, wurden meist zu der nächsten Aktion oder zu einem Treffen des lokalen Kollektivs an einem neutralen Ort, einem Café oder Restaurant, eingeladen. Auch Larry Grathwohl, ein Polizeispitzel, kam auf diese Weise zu Weather. Nachdem er in Cincinnati mit Mitgliedern des lokalen Kollektivs über den Krieg und die Notwendigkeit einer Revolution in den USA diskutiert hatte, begleitete er die Gruppe auf mehreren Demonstrationen. Anschließend nahmen sie ihn zu einer nächtlichen Graffiti- Aktion mit und schließlich zum Treffpunkt des Kollektivs. Kurz darauf zog er in eine Wohngemeinschaft mit Leuten, die zur Sympathisantenszene der Organisation gehörten. Später wohnte er dann mit dem Kern des Kollektivs in Cincinnati zusammen, nachdem Leute vom Weatherbureau dem Umzug zugestimmt hatten.[18]
Die Vorbereitungen

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Woher der Wind weht
Ron Jacobs
Eine Geschichte des Weather Underground
192 Seiten
1. Auflage 1999
ISBN: 3-89408-084-1
Preis: € 14.90   sFr 10 
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